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Erhaltung der Grafik

Thema:
“Untersuchung des Erhaltungszustandes von grafischen Arbeiten und die Vorbereitung für ihre Restaurierung”

Erhaltung grafischer Werke

Sehr wichtig für die Langlebigkeit des Werkes sind die Lagerungsbedingungen und die richtige Montage. Es ist bekannt, zum Beispiel, dass der hohe Inhalt von Schwefelwasserstoff H2S in der Raumluft zur Farbänderung von Bleiweiß führen kann – sogar bis Schwarzfärbung. Die häufigsten Schäden von grafischen Werken sind Vergilbung des Papiers und die Bildung gelb-braunen Flecken, die während des natürlichen Alterungsprozesses oder beim nachlässigen Aufbewahren (Montage in einem braunen Karton) erscheinen können.
Temperaturschwankungen und  Änderungen der Luftfeuchtigkeit führen zur Deformation des Trägers. Mit dem dramatischen Anstieg der Luftfeuchtigkeit kann, unter anderem, zur einen Kontamination durch Mikroorganismen und zur Fleckigkeit führen oder zur Zerstörung des Trägers und damit auch der Darstellung. In schweren Fällen ist nahezu unmöglich die betroffene Objekte zu retten.
Unsachgemäße Lagerung und unprofessionelle Behandlung der Exponate verursachen eine Vielzahl von Mängeln im Träger und Darstellung selbst: Läufer, Knicke, Risse, Schmutz, Streifen, Flecken unterschiedlicher Herkunft, Kratzer, Farbverluste. Wirklich gravierende Schäden an den grafischen Werken verursacht die Verwendung  des alkalischen Klebers, der Veränderungen (Bleichung) in der Farbe und Zerstörung von Papierfasern  verursacht.
Der gesamte Komplex der Mängel, die über die lange Zeit des Lebens der grafischen Arbeiten angesammelt wurde, ist eine Voraussetzung für ihre erfolgreiche Restaurierung. Die wichtigste Aufgabe eines Restaurators ist den natürlichen Alterungsprozess zu verlangsamen und alle möglichen Schäden zu beseitigen.

Pastellrestaurierung im Britischen Museum

In einer eher seltenen Ausgabe von der Akademie der Geschichte der materiellen Kultur namens N.J. Marr 1935 finden Sie ein Bericht über die Restaurierung der verschiedenen Objekte und die Ergebnisse der Forschung, die im Britischen Museum durchgeführt wurden, einschließlich einen interessanten Fall der Restaurierung der Pastelle auf Papier auf Holztafel geklebt. Dies ist ein Porträt von Oliver Cromwell gemalt von Samuel Cooper, das sich im Besitz von Sidney Sussex College in Cambridge befindet.

Die Holztafel wurde mit Eichen-Dübel verstärkt, um es vor Verspannungen zu schützen, doch entstanden Risse. Um die weitere Entwicklung des Prozesses zu verhindern, verstärke man den Träger mit X-förmigen Dübel, die Risse wurden mit einer öligen Masse gefüllt, das Öl ist ins Papier eingedrungen. An den Stellen entstanden dunkle Flecken. Als Folge der unvorsichtigen sekundären Demontage(das Glas musste vor dem Fotografieren abgenommen werden) in den Stellen mit Leimflecken trat Schimmel auf. Darüber hinaus dunkelten mit Bleiweiß gemalte Partien nach.

Folgende Restaurierungsmaßnahmen wurden durchgeführt:

1. Begasung von Schimmel mit Thymol bei der Temperatur 400°C; mechanische Entfernung vom Schimmelflecken mit einer Bürste.

2. Geschwärzten Bleiweißflecken wurden mit Wasserstoffperoxid behandelt.

3. “Der ölige Kitt” wurde mechanisch mit einer Nadel entnommen, die Risse gefüllt mit getöntem Kreidepulver mit einer Lösung von Acetatcellulose als Bindemittel.

4. Aus den dünnen Holzleisten wurde zwischen dem Glas und Pastelle einen Rahmen angesetzt um den Kontakt zwischen den beiden zu verhindern.

5. “Das ganze Bild wurde noch einmal mit Thymol bearbeitet und zunächst in einem Stück aus feinem Leinen umhüllt und dann in einem dünnen Stück Papier gewickelt, mit Mehlkleister mit 1% Bleichmittel (Quecksilber) geklebt, um das Wachstum von Schimmel und mögliche Schäden durch Insekten zu verhindern.”

Das letzte Verfahren ist etwas mysteriös, wahrscheinlich aufgrund von Ungenauigkeiten in der Übersetzung. Nicht ganz klar ist, welche Art vom Papier verwendet und welche Mehlkleister eingefügt wurde. Offenbar, sind diese Maßnahmen für die Lagerung des Bildes gedacht. Die Verwendung von Hypochlorit als ein Desinfektionsmittel (Quecksilberchlorid HgCl2) wurde eingestellt und als gefährlich für die menschliche Gesundheit eingestuft.

Ikonerestaurierung “Muttergottes von Kasan”

 

Objekt: Russische Oklad Ikone
Darstellung: Muttergottes von Kasan
Material: Tempera auf Holz, Silber-vergoldetes Oklad
Maße: 20 x 15 cm
Künstler: Unbekannt
Datierung: Ende des 19. Jahrhundert
Besitzer: Privatbesitz
Restaurator: Restaurator München J.Gens

Beschreibung

Diese Ikone „Muttergottes von Kasan“ wurde speziell für Oklad (Metallbedeckung) gemalt. Die Gesichter und  die segnend erhobene rechte Hand von Jesuskind sind sehr fein durchgearbeitet, die Gewänder nur schematisch angedeutet und der Hintergrund neutral rötlich angetönt. Dreiteiliges Silber-Oklad ist partiell vergoldet, getrieben und feingraviert. Unten liest man „Казанская Пр.Б.“(Hl. Muttergottes von Kasan). Rechts in der Ecke befindet sich die Meistermarke „ И.З.“ in Kyrillisch und die Silberpunze. Die Rückseite von der Ikone ist mit rotem Samtstoff überzogen.

Erhaltungszustand
Das silberne Oklad ist oxydiert. Der heilige Schein von der Muttergottes ist in der Mitte gerissen und das Tuch am Kopf deformiert. Da die Metallverkleidung mehrmals abgenommen wurde, sind ihre Ränder vor allem die Ecken beschädigt. Manche kleine Nägel, mit denen das Oklad auf dem Holzträger befestigt sind, fehlen. In den Rillen im Metall sind die Reste von  weißem Putzmittel sichtbar.

Die dünne Malschicht, die sich unter einer sehr dicken Lackschicht befindet, ist durch die Metallverkleidung zerkratzt. Am Hintergrund und Gewand sind Fehlstellen bis zum Holz sichtbar. Kleine Nagellöcher umrahmen die Köpfe der Muttergottes und des Jesuskindes.

Sehr dicker, unregelmäßig aufgetragener, stark krakelierter und nachgedunkelter Überzug wirkt störend und führt zu einem unruhigen Erscheinungsbild. Weiße Reste vom Silberputzmittel sind in die Risse vom Überzug eingedrungen und befinden sich auch als kleine Flecken auf der Oberfläche.

Restaurierung einer russischen Oklad-Ikone in München

Durchgeführte Restaurierungsmaßnahmen

Die Metallbedeckung wurde vorsichtig abgenommen. Die Deformationen so gut wie möglich hergerichtet. Die weißen Putzmittelreste wurden nach dem Anfeuchten entfernt. Die Reinigung von der Silberoberfläche erfolgte mit einer speziellen Flüssigkeit. Nach der Trocknung bekam die Metallabdeckung einen Überzug um spätere Oxydation von Silber zu vermeiden.

Die Ränder von Fehlstellen in der Malschicht wurden gefestigt, der Überzug verdünnt und ausgeglichen, die Fehlstellen retuschiert.

Zum Schluss wurde das Oklad an Ikone befestigt, die fehlenden Nägel ersätzt.