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1995 Restaurierung von Renaissanceretabel, Altargemälde und Skulpturen
Restaurierung der drei Pastellportraits
Im Jahr 1994 die Zeitschrift «Restauro“ veröffentlicht einen Artikel über die Restaurierung der drei Pastellportraits aus dem Museum Darmstadt.
Das erste Porträt von Julia Merck – das spätere von drei Arbeiten – wurde im Jahr 1909 von der Künstlerin Julia Wagner (180×120 cm) am Papier auf Leinwand geklebt gemalt. Die Arbeit war stark mit Schimmel befallen. Insbesondere störend waren die gelblichen Flecken in dunklen Bereichen der Malerei. Der Schimmel wurde mit Hilfe der Lupe und unter Mikroskop mit einem Pinsel und von dem Restaurator konstruierter Minipumpe aus Glasrohr und Gummibirne aus der Apotheke und der Spritzennadel entfernt.
Um die Arbeit an so einem großformatigen Bild zu erleichtern und die restauratorischen Maßnahmen in der Mitte des Objekts durchzuführen, bestellte der Restaurator eine Art Brücke, deren Füße auf dem Arbeitstisch stützten. Der Restaurator arbeitete in einer Maske, die ihn vom Einatmen der Schimmelpilzsporen hinderte, und gleichzeitig war die Pastelloberfläche vor den Auswirkungen der Atmung des Restaurators geschützt.
Nach der Entfernung alle Sporen wurden vorbeugende Maßnahmen ergriffen. Aufgrund des großen Formats des Gemäldes war es nicht möglich das ganze Objekt in die Desinfektionskammer zu platzieren. Es wurde beschlossen einen mit Thymol bearbeiten Karton zu unterlegen. Mit solcher Montage in den letzten 15 Jahren war kein Schimmel aufgetreten.
Eine weitere Pastelle – Selbstbildnis von G.D. Glaser (36×30 cm) auf Papier im Jahr 1833 gemalt, seit langem im Museum an der Außenwand ausgestellt und deswegen Feuchtigkeit ausgesetzt. Das Auftreten von Schimmel war vorprogrammiert. Besonders störend waren die hellen Schimmelflecken am schwarzen Mantel. Schimmel wurde mit Hilfe vom elektrostatisch (durch Reibung) geladenen Pinsel entfernt.
Nach der Restaurierung kehrte das Objekt an seinem ursprünglichen Platz, dabei wurde eine Aluminiumplatte als Isolierung zwischen Wand und Bild eingebaut. Allerdings trat der Schimmel wieder. Die ganze Prozedur musste wiederholt werden. Anschließend wurde das Porträt ins Lager deponiert, wo es sich unter normalen Bedingungen befindet.
Das letzte männliche Porträt auf Pergament von einem unbekannten Künstler aus der privaten Sammlung (die Entstehung des Gemäldes ist in dem Artikel nicht angegeben) wurde nicht vom Schimmel befallen, aber litt unter den Auswirkungen von Feuchtigkeit, teilweise so, dass das Pergament in der oberen linken Ecke stark verzogen wurde und die Malschicht teilweise abgeblättert. Die Rückseite des Pergaments in diesem Bereich wurde leicht angefeuchtet. Als es elastisch wurde, konnte man es wieder aufspannen. Die Verluste in der Malschicht wurden durch Reiben der Oberfläche und Verteilen des Pigments „retuschiert“.
Methodik von D. Plenderlis
In der Methodik von D. Plenderlis, die in Russland im Jahr 1947 veröffentlicht und der Restaurierung der Pastelle gewidmet wurde, findet man nur ein paar Absätze. Wichtig ist, schreibt er, die sorgfältige Lagerung und häufige Inspektion, “falls Schimmel aufgetreten ist, sollte man ihn mit einem weichen Pinsel eingetaucht in reinem Alkohol sofort wegwischen, dann das Pastellbild muss mit Thymol sterilisieret werden. Wenn der Fleck bleibt, ist es manchmal möglich, ihn zu verstecken, dafür kann man das Pigment von der Umgebung verteilen. Als Vorsichtsmaßnahme riet Plenderlis das Bild mit einem Blatt Papier in Thymol getränkt umzuwickeln.
Plenderlis warnte, die Pastellzeichnungen,die auf dem braunen Papier gemacht sind, zu bleichen, stattdessen empfiehl er sie im kalten Wasser zu waschen, und in schweren Fällen sogar im heißen (!) Wasser, mit dem Vorbehalt, dass diese Methode “ist nur für alte Pastellzeichnungen möglich, wo Pastellpigmente im Laufe der Zeit schon durch die Einwirkung von Feuchtigkeit und dem Klebstoff im Papier fixiert sind“.
Geschichte der Restaurierung von Pastelle
Eine radikale Methode der Festigung von Pastellmalerei und Bleistiftzeichnungen lesen wir in der Bedienungsanleitung für die Restaurierung von Gemälden und Grafik von J. Brion, übersetzt und veröffentlicht in Russland im Jahr 1908. Er empfiehlt das Bild auf einen mit Magermilch gefülltem Tablett oder Teller zu legen, dann trocknen lassen und aufs Papier kleben – “wenn eingefügtes Bild völlig ausgetrocknet ist, werden Sie sehen, dass die Malerei nicht gelöscht ist, und dass die Milch nicht die zarte Pastellmalerei zerstört hat, sondern die Schatten verstärkt und die Verbindung erfolgreich abgeschlossen ist .“
Das Problem der sorgfältigen Handhabung und Pflege von Pastelle entstanden fast vom ersten Tag ihrer Entstehung. Künstler gaben den Besitzern der Pastellbilder Pflegehinweise, die in der Regel auf die Reinigung des Glases und Neumontage reduziert wurden:
“Reinigen Sie die Außenseite des Glases, empfiehlt der englische Künstler aus dem 18.Jahrhundert D. Russell, – wenn dieses Bild noch nicht sauber genug aussieht, sollten Sie es demontieren und das Glas von der Innenseite reinigen und dabei darauf achten, dass sie nicht mit der Oberfläche der Malerei in Berührung kommen.“
Er bestand darauf, dass jede Aktion mit dem Bild nur ein Künstler erledigen darf und dass die Restaurierung von einem Pastellbild leichter als von einem beschädigten Ölgemälde ist. D. Russell hat empfohlen die Flecken von der Pastellmalerei mit dem Taschenmesser zu entfernen, und dann die gereinigten Stellen mit Pastellkreide oder mit Pigmenten von der Umgebung zu tönen.
Der brillante französische Pastellist de la Tour im Jahre 1770, in einem Brief an Mademoiselle de Zuven berät wie folgt die Stockflecken, die auf der Pastelle gebildet sind, zu entfernen: “Flecken entfernt man mit dem Messer, dann legt man ein heißes Eisen in der Nähe vom Pastellbild um Feuchtigkeit aus dem Salz zu entziehen“.